Glanz auf 64 Feldern

Problem Chess in Upper Austria - Problemkunst in Oberösterreich

Das Antlitz Oberösterreichs prägten durch Jahrhunderte vor allem zwei ineinandergreifende Faktoren: der blühende Reichtum landschaftlicher Vielgestaltigkeit und ein bodenständiger, strebsamer, darüberhinaus aber ungemein musischer Menschenschlag, der die harten Notwendigkeiten wirtschaftlich - materiellen Bestehens immer auch als höheres Gleichnis zu fassen wußte.
So verwundert es nicht, daß sich Kunst und Kultur in diesem Land seit jeher in besonderer Weise enfalteten - von den glanzvollen Zeugnissen architektonischer Gipfelleistungen früherer Epochen bis hin zur visionären Sprengkraft der Musik Anton Bruckners oder zu den kühnen literarischen Gratwanderungen eines Thomas Bernhard.


Hervorragenden Ruf genießt Oberösterreich jedoch auch innerhalb des Kunstschach, einem faszinierenden Spezialgebiet schöpferischen Gestaltens.

Nach 1945 hat sich der Linzer Gerald Sladek mit orthodoxen Meisterwerken, primär direkten Mehrzügern von unverwechselbarer Eigenart, im "Goldenen Buch" der Zunft verewigt. Unter seinen Aufgaben, die stilistisch durchwegs dem Grazer Zweig der neudeutschen Schule zuzurechnen sind, finden sich viele zeitlose Klassiker.
Einen weiteren, nachhaltigen Aufschwung erfuhr das (ober-)österreichische Kunstschach ab 1970 mit dem ebenfalls aus Linz stammenden Camillo Gamnitzer. Seine logischen Drei-, Vier- und Mehrzüger - darunter einmalige Themenverbindungen, Erst- und Rekorddarstellungen - begründeten bald eine steile internationale Karriere. Mit der verstärkten Hinwendung zum Selbstmatt begann C.Gamnitzer diesem Genre Anfang der 90er Jahre absolutes Neuland zu eröffnen.
Der von ihm entdeckte beziehungsweise entwickelte und seitdem konsequent verfolgte neue strategische Selbstmatt-Typus wird in Fachkreisen als bahnbrechend angesehen.


Die Skizzierung von Linz und OÖ als ein Hort der nationalen wie der internationalen Kunstschachszene bliebe unvollständig, ließe man Werner Schmoll und den 2010 neu zur heimischen Problemistenrunde gestoßenen Dipl.-Ing. Alois Nichtawitz (beide Traun bei Linz) unerwähnt. Schmoll trat bis zu seinem Tod im Juli 2024 mehr oder weniger regelmäßig mit Direktmattaufgaben primär romantisch-nostalgischen Zuschnitts hervor, Nichtawitz lässt mit n#-Schöpfungen von stilistisch teils sehr ausgeprägter Eigenart vor allem im deutschsprachigen Raum immer wieder aufhorchen.